Protest wächst: Shell sucht an der Küste Südafrikas nach Öl und Gas
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Tierschützende befürchten, dass die von Shell geplanten seismischen Untersuchungen unter anderem für Wale eine Gefahr sind (Symbolbild).
© Quelle: TOSHIHARU ARAKAWA/Istockphoto
Plakate mit Aufschriften wie „Lasst unsere Meere in Ruhe“, „Rettet die Wild Coast“ und „Zur Hölle mit Shell“ haben jüngst die Strände an Südafrikas Wild Coast gefüllt. Etliche Demonstrierende versammeln sich seit Tagen an Teilen des 250 Kilometer langen Küstenstreifens am Indischen Ozean, um gegen eine Exploration des Mineralölkonzerns Shell zu protestieren. Shell will ab dem 1. Dezember vor der Küste nach Öl und Gas suchen – zum Ärger vieler Menschen, die sich für Umwelt- und Tierschutz engagieren.
Vier bis fünf Monate lang sollen 20 Kilometer vor dem Festland auf einer Fläche von gut 6000 Quadratkilometern seismische Untersuchungen stattfinden. Damit will Shell die Größe und Tiefe des Öl- und Gasaufkommens erkunden.
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„Der enorme Lärm der Schallwellen Unterwasser im Rahmen der ‚seismischen Untersuchungen‘ stellen eine direkte Gefahr für Wale, Delfine, unseren berühmten King Fish und alle Arten von Meereslebewesen dar“, schrieben Aktivistinnen und Aktivisten der „Amadiba Crisis Committee“ in Südafrika auf Facebook. Durch die Untersuchungen könne Öl ins Wasser gelangen, das viele gesundheitsschädliche Stoffe freisetze, so die Aktivisten und Aktivistinnen.
Umweltschützende schlagen Alarm: „Nicht mit angestrebter Klimaneutralität vereinbar“
Auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnen, dass die Lärmbelastung vor allem für Wale große Folgen haben kann. Unter anderem sollen Wale zeitweise das Gehör verlieren können, wodurch sie wiederum auch in ihrer Orientierung beeinträchtigt sind. Das befürchtet auch die Initiative „Oceans Not Oil“, die die Kampagne gegen das Vorhaben von Shell anführt. Sie kritisiert die Suche nach Öl und Erdgas „der unverminderte Gebrauch von Erdgas ist nicht mit der bis 2050 angestrebten Klimaneutralität vereinbar“, heißt es in einem Blogpost. Die Klimaerwärmung sei in Südafrika ohnehin schon etwa doppelt so schnell vorangeschritten wie die globale Erwärmung.
Die Proteste nahmen vor allem am Sonntag Fahrt auf: Am Hafen der südafrikanischen Hauptstadt Kapstadt versammelten sich Hunderte Menschen. Anlass war die Ankunft der „Amazon Warrior“ – Shells Untersuchungsschiff, das seismische Luftkanonen anschleppt, die Unterwasser Schallwellen aussenden sollen. Auch in der Großstadt Durban und vor dem südafrikanischen Hauptsitz von Shell in Sandton gab es in den vergangenen Tagen Proteste. Aktivistinnen und Aktivisten der Umweltschutzbewegung „Extinction Rebellion Kapstadt“ riefen am Freitag zudem zu erneuten Protesten vor Südafrikas Erdöl-Behörde auf.
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Hunderttausende neue Arbeitsplätze durch Exploration
Die Explorationen vor der Wild Coast wurden schon 2014 genehmigt. Die Regierung Südafrikas sieht in Shells „Operation Phakisa“ nach einem Bericht der südafrikanischen „Sunday Times“ die Möglichkeit, zwischen 800.000 und eine Million Arbeitsplätze zu schaffen sowie einen Beitrag von bis zu 177 Milliarden südafrikanische Rand, also umgerechnet fast 9,7 Milliarden Euro, zum Bruttoinlandsprodukt zu erwirtschaften.
Shell sagte den „Sunday Times“, dass das Unternehmen „strenge Kontrollen“ ergreife und internationalen „Richtlinien für seismische Untersuchungen“ folge. Eine Prüfung der Einhaltung aller Umweltvorschriften sei bereits 2020 von unabhängigen Spezialisten durchgeführt worden, um zu bestätigen, dass die Kontrollen und Lärmschutzmaßnahmen immer noch ausreichend und gültig seien, so Shell.
Forderung an südafrikanische Regierung: „Ziehen Sie die an Shell erteilte Lizenz zurück“
„Man kann nicht ein Problem lösen, indem man ein anderes kreiert“, so die „Amadiba Crisis Committee“. Sie forderten die südafrikanische Regierung dazu auf, die Klimakrise anzuerkennen. Zudem sei die Öl- und Gasförderung keine Lösung für die wirtschaftliche Krise im Land. „Ziehen Sie die an Shell erteilte Lizenz zurück, den Meeresbodenbergbau vorzubereiten“, forderten sie. Um Shells Exploration zu stoppen, haben inzwischen fast 300.000 Bürgerinnen und Bürger eine Petition an die Umweltministerin Barbara Creecy unterschrieben.
RND/bk