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So gärtnert es sich mit Heuschnupfen

Pollenallergiker sollten keine windblütigen Pflanzen in den Garten setzen.

Pollenallergiker sollten keine windblütigen Pflanzen in den Garten setzen.

Hannover. Die Nase läuft. Die Augen sind rot, tränen, jucken. Man niest viel. Auch die Haut kann reagieren, und Kopfschmerzen sowie Schlafstörungen sind möglich – wer unter Heuschnupfen leidet, ist geplagt. Die Einschränkungen können sich auch auf Hobbys auswirken: Wer will mit einer Pollenallergie schon im Garten sitzen oder zwischen den Beeten arbeiten? Betroffen von einer Pollenallergie sind mehr als 15 Prozent der Bevölkerung in Deutschland – laut dem Deutschen Wetterdienst ist die Tendenz steigend. Die Pollensaison dauert von Januar bis Oktober. Je nach Witterung kann der tatsächliche Pollenflug einzelner Pflanzen von Jahr zu Jahr variieren. Im Handel finden sich Pflanzen, die steril und pollenfrei sind. Diese werden oft als Lösung für Allergiker beworben. Umweltschützer sind davon allerdings nicht begeistert, und auch Allergieexperten sind nur eingeschränkt von ihnen überzeugt.

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Pollenfreie Pflanzen: Ausweg für Allergiker?

Man muss bei diesem Thema zwei Pflanzengruppen unterscheiden: Zum einen gibt es Pflanzen, die ihre vergleichsweise leichten Pollen in die Luft abgeben und vom Wind wegtragen lassen. Das sind die sogenannten Windblütler. Man erkennt sie oft daran, dass ihre Blüten unauffällig sind. Zum anderen gibt es die sogenannten Insektenblütler. Sie locken Insekten mit schönen Blüten an, damit die Tiere die schweren, großen Pollen zu anderen Blüten bringen.

Gerade Pflanzen, die vornehmlich für Pollenallergien verantwortlich sind, lassen ihren Blütenstaub im Wind fliegen. Bekannt dafür sind zum Beispiel Haselnuss, Erle und Birke. „Ein Garten ohne Birke kann aber trotzdem nicht ganz vor allergischen Reaktionen auf Birkenpollen schützen“, sagt Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund in Mönchengladbach. „Denn der Pollen windblütiger Pflanzen wie der Birke kann durch den Wind sehr weit verbreitet werden.“ Zwar könnten auch jene Pflanzen Allergien auslösen, die Insekten als Pollenträger nutzen. Das komme aber eher selten vor.

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Pollenfreie Pflanzen

Es gibt eine Reihe von Pflanzen, auf die Allergiker kaum oder gar nicht reagieren – wie Hortensie, Rhododendron und Azalee, Clematis oder die Schwarzäugige Susanne. Als reizfreie Stauden gelten Lupinen, Iris, Astilben, Salvien, Klatschmohngewächse, Löwenmäulchen, Storchschnäbel oder Rittersporne. Auch Stauden für den Steingarten werden generell als eher unproblematisch eingestuft.

Das Setzen von sterilen Pflanzen habe für Pollenallergiker daher nur begrenzt Wirkung, sagt Schwalfenberg. Allerdings weist die Expertin darauf hin, dass solche Pflanzen durchaus sinnvoll sein können, wenn jemand hochgradig allergisch etwa auf Bienenstiche reagiert. Dann sollten Betroffene nicht unbedingt insektenblütige Pflanzen an Orten haben, an denen sie sich häufig aufhalten – also etwa am Kasten vor dem Schlafzimmer oder direkt an der Terrasse.

Sind sterile Pflanzen schlecht für die Natur?

Kein Nahrungsnachschub: Bei sterilen Pflanzen gehen Biene, Hummel und Co. leer aus.

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Umweltschützer sprechen sich klar gegen sterile Pflanzen aus – gerade wenn es sich um solche Pflanzen handelt, die Insekten für Nahrung ansteuern müssen. Die kleinen Tiere finden häufig zu wenig Nahrung in der Natur und den Gärten. Wenn sie nun zum Beispiel sterile Geranien anfliegen, bekommen sie nicht nur keinen Nachschub an Nahrung, sie verbrauchen auch noch unnötig Energie für den Flug, erläutert Marja Rottleb vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Ähnlich kritisch sieht die Expertin die Idee, wenn Allergiker ihren Vorgarten komplett mit Kies gestalten, um sich zu schützen. Rottlebs Plädoyer der Umwelt zuliebe: „Auf keinen Fall sollte man auf Pflanzen verzichten.“

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Lösung: Keine windblütigen Pflanzen

Sogar Naturschützerin Rottleb kann den Gedanken vieler Hobbygärtner nachvollziehen, wenn sie sich pollenfreie Pflanzen anschaffen. „Familien ziehen aufs Land und wollen ihre Familie und ihre Kinder beschützen“, erklärt sie. Aber es bestehe auch viel Unwissen. Denn auf Pflanzen mit Allergiepotenzial zu verzichten, heißt ja nicht, dass man auf sterile Varianten setzen muss.

Beide Expertinnen raten Allergikern von windblütigen Pflanzen ab. Alternativ sollte man auf Grün setzen, das seine Pollen mit Hilfe von Insekten verbreitet. Rottleb empfiehlt zum Beispiel, statt Birke und Haselnuss besser Weißdorn oder Kornelkirsche zu pflanzen. Und statt einer Geranie etwa einen Blut-Storchschnabel oder die Wilde Malve für den Balkonkasten zu verwenden. Der Rat gilt übrigens auch für Menschen, die Kontakt- oder Duftallergien haben: Sie sollten immer auf eine tierfreundliche Alternative setzen, statt auf sterile Züchtungen zurückzugreifen.

Gerade bei Heuschnupfen rät Nabu-Expertin Rottleb dazu, erst recht Pflanzen in den Garten zu setzen. Denn Laubbäume und Sträucher können eine große Wirkung haben. Als Begrenzung um das Grundstück gepflanzt, kann man so Windblütlern in der Nachbarschaft etwas entgegensetzen. Fliegen etwa Birkensamen durch die Luft, verfangen sie sich in den Blättern der Gehölze. Der nächste Regen wäscht sie dann in den Boden – und der Allergieauslöser ist gebannt. Gut geeignet als Pollenfänger sind laut der Nabu-Expertin auch Feldahorn oder Linde.

Wer schon weiß, dass er auf Birke allergisch reagiert, sollte diese besser nicht in seinen Garten setzen. Das gilt aber auch für andere Pflanzen dieser Familie: „Verwandte Arten können ähnliche Allergene aufweisen und dann zu Kreuzreaktionen führen“, erläutert Schwalfenberg. Mit der Birke verwandt ist die Hasel.

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