Sommermotive auf Stoff sticken: Kreuzstich für Anfänger erklärt
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Stickgarn gibt es in den unterschiedlichsten Farben.
© Quelle: Unsplash/Aneta Pawlik
Das Sticken entdeckte Jennifer Dargel vor sechs Jahren für sich – und hört seitdem nicht mehr damit auf. Mittlerweile hat die 36-Jährige ihr eigenes Label „Sonntagskreativität“ gegründet. So heißt auch ihr Kanal bei Instagram, auf dem sie moderne Ideen rund ums Sticken teilt. Im Interview erzählt sie, warum Sticken gerade zum Trend avanciert und wie es ist, im DIY-Bereich zu gründen.
Frau Dargel, künstlerische und handwerkliche Hobbys gibt es so einige. Warum haben Sie sich für das Sticken entschieden?
Handarbeiten und Basteln begleiten mich schon mein ganzes Leben. Als Kind gestaltete ich Fensterbilder, bastelte mit Moosgummi oder nähte Knöpfe an Stoff. Während des Studiums habe ich mir eine kleine Nähmaschine gekauft und Stricken gelernt. An all diesen Dingen hatte ich Freude, bin aber bei nichts so richtig hängen geblieben – bis ich ein gesticktes Familienporträt bei Pinterest entdeckte. Daraufhin habe ich einfach mal probiert, meinen Freund und mich zu sticken. Das Bild ist richtig unförmig geworden, mein Kopf ist darauf viel zu groß. Aber da habe ich gemerkt: Das macht ja richtig Bock! Und im Gegensatz zur Arbeit an der Nähmaschine kann ich das Bild auch auf der Couch beim Serienschauen sticken.
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Sticken liegt schon seit ein paar Jahren im Trend. Warum?
In Deutschland scheint Sticken vielleicht eher eine Nische zu sein, in anderen Ländern aber gar nicht. In Frankreich, in England oder in den USA ist Sticken ein riesiges Thema. Ich habe das Gefühl, die Leute sehnen sich danach, wieder etwas Eigenes zu machen und nicht immer nur schnell zu kaufen. Sticken dauert, darauf muss man sich einlassen. Ich glaube, genau das vermissen viele: sich länger auf eine Sache zu konzentrieren und abzuschalten. Beim Sticken kommt man in einen Flow, es macht Spaß und entspannt. Außerdem steckt ein Nachhaltigkeitsgedanke dahinter. Denn durch Sticken kann man zum Beispiel alte Kleidung aufwerten.
Für Sie ist das Handarbeiten kein Hobby mehr, sondern Ihr Geschäft. Wie verlief Ihr Weg in die Selbstständigkeit?
So ein Familienporträt wie von meinem Freund und mir habe ich auch für Freunde und Familie gestickt. Im Prinzip habe ich alle erst einmal zwangsbeschenkt. Aber die Kreuzstichbilder kamen super gut an. Irgendwann haben meine Freunde gefragt, ob sie so ein Stickbild bei mir als Hochzeitsgeschenk bestellen können.
Man ist mit der eigenen Kunst ja total leicht kränkbar.
Lange habe ich das Sticken neben meinem Hauptjob als Ausgleich nebenberuflich gemacht und für andere Familienporträts gestickt. So richtig los ging es erst, nachdem ich der Bloggerin Johanna Pinkepank ein Familienporträt geschenkt habe. Ihren Blog lese ich schon richtig lange und wollte ihr als Dankeschön ein Stickbild schicken. Damit bin ich erst einmal zwei Wochen im Auto herumgefahren, weil ich mich nicht getraut habe, es zur Post zu bringen. Ich hatte Selbstzweifel. Man ist mit der eigenen Kunst ja total leicht kränkbar.
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Jennifer Dargel hat ein anfängerfreundliches Buch mit Vorlagen für Kreuzstichmotive herausgebracht. Darin zu finden sind altbekannte Blumenmuster genauso wie Tiere oder geometrische und minimalistische Kunst. Das Buch „365 Stick-Motive – das Vorlagenbuch“ ist im EMF-Verlag erschienen. Es kostet 20 Euro und hat 180 Seiten.
© Quelle: Jennifer Dargel/EMF Verlag/Montage RND
Und wie hat sie reagiert?
Johanna fand es super, und nach ihrem Instagram-Post zu meinem Bild ist mein Postfach quasi explodiert. In dem Moment musste ich so richtig anfangen, mir Gedanken zu machen, eine Preisliste erstellen und habe ein halbes Jahr lang jeden Abend stundenlang für andere gestickt. Auf meiner Warteliste standen 60 Aufträge. Später habe ich Workshops gegeben und DIY-Boxen rausgebracht, mit denen man selbst zu Hause solche Bilder sticken kann. Im vergangenen Jahr habe ich schließlich meinen Hauptjob aufgegeben und bin voll in die Selbstständigkeit gestartet. Das war also ein langer Prozess, es steckt viel Arbeit dahinter.
Was unterscheidet das heutige Sticken von den Handarbeiten früherer Jahrzehnte?
Ich freue mich, wenn Sachen abgeschlossen sind und ich etwas Neues anfangen kann.
Die jüngere Zielgruppe stickt nicht mehr so großflächig. So eine Tischdecke, zwei Meter mal 1,80 Meter, daran hat man früher Jahre gearbeitet. Außerdem war das Sticken damals eher zweckmäßig. Kissenbezüge, Decken oder Handtücher wurden bestickt, um das Zuhause schöner zu gestalten. Darum geht es heute natürlich auch noch, aber die Sachen werden eher gerahmt und aufgehängt. Die Projekte sind jetzt überschaubarer. Vielleicht ist das auch die Ungeduld heutzutage. Ich hätte selbst keine Lust, an einem Projekt zwei Jahre zu arbeiten. Ich freue mich, wenn Sachen abgeschlossen sind und ich etwas Neues anfangen kann.
Eis und Wassermelone sticken: So funktioniert es
Beim Kreuzstich ist der Name Programm. Denn bei dieser Technik entsteht das Motiv aus vielen nebeneinander gestickten Kreuzen (siehe Bildanleitung). Anfänger arbeiten am besten mit sogenanntem Aida-Zählstoff, empfiehlt Jennifer Dargel. „Er ist gerade bei Anfängern sehr beliebt, da man die einzelnen Kästchen für den Kreuzstich sehr gut sehen und zählen kann“, erklärt die Expertin.
Das wird gebraucht:
Zählstoff (gibt es in Kreativmärkten oder online), Sticknadel, Schere, eventuell einen Stickrahmen
Sticktwist aus Baumwolle in den entsprechenden Farben: für das Eis die Nummern 28, 29, 291, 302, 316, 323, 328, 888; für die Wassermelone: 76, 78, 208, 212, 275, 403; alternativ Stickgarn in ähnlichen Farben verwenden, das man schon zu Hause hat
So geht’s
Zuerst Stickgarn in den passenden Farben besorgen. Die Farben sind nummeriert, und jede Zahl entspricht einer Farbe. Sticktwist der Nummer 208 ist zum Beispiel ein zartes Grün. Natürlich können die Farben – dem eigenen Geschmack entsprechend – auch etwas variiert werden.
Alles parat legen. Dann den Stoff für das Projekt passend zurechtschneiden. Wer mag, spannt ihn in einen Stickrahmen ein. So ist er straff und das Sticken gelingt besonders Anfängerinnen und Anfängern leichter. Zwingend nötig ist der Rahmen aber nicht, der Stoff kann auch ohne bestickt werden.
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„Ice Ice Baby": Dieses sommerliche Stickmotiv macht Lust auf eine Kugel in der Waffel.
© Quelle: Jennifer Dargel/EMF Verlag
Ein etwa 30 Zentimeter langes Stück von dem Sticktwist abschneiden. Das Stickgarn besteht in der Regel aus sechs Fäden. Für die meisten Stickarbeiten ist das zu dick. Deshalb das Garnstück teilen, in zweimal drei oder dreimal zwei Fäden. Beim Auseinanderziehen vorsichtig sein, sonst verknotet es.
Faden in die Sticknadel einfädeln. Wem das schwerfällt: Es gibt im Kreativmarkt Einfädelhilfen zu kaufen. Den Stoff zur Hand nehmen und von unten nach oben mit der Nadel hindurch stechen. Den Faden entweder auf der Rückseite durch einen Knoten fixieren, sodass er nicht durchrutschen kann. Alternativ einen etwas längeren Faden auf der Rückseite stehen lassen. Dieser kann am Ende vernäht werden.
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Fruchtig und süß: Mit dieser Wassermelone lässt sich Stoff sommerlich verzieren.
© Quelle: Jennifer Dargel/EMF Verlag
Nun eines der beiden hier gezeigten Motive Reihe für Reihe sticken, entweder horizontal oder vertikal. Jedes farbige Kästchen entspricht einem Kreuzstichkreuz. Das Raster hilft beim Zählen.
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Diese Visualisierung aus Jennifer Dargels Buch zeigt, wie Kreuzstich funktioniert.
© Quelle: Jennifer Dargel/EMF Verlag
Zum Schluss Fäden auf der Rückseite vernähen. Das Motiv entweder im eingespannten Stickrahmen aufhängen oder zum Beispiel in einem Bilderrahmen platzieren.