Wann es Zeit wird, eine Beziehung loszulassen
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Loslassen macht einem Angst, kann aber das ganze Leben verbessern.
© Quelle: Keegan Houser/Unsplash
“Loslassen kostet weniger Kraft als festhalten. Und dennoch ist es schwerer!” Wahre Worte des deutschen Theologen Detlev Fleischhammel, die auf viele Bereiche unseres Lebens zutreffen. Da gibt es zermürbende Jobs, an denen wir festhalten, obwohl sie uns nicht guttun, Freundschaften, die uns eher herunterziehen als aufbauen oder Beziehungen, die mehr Energie kosten, als sie uns geben.
Als Paartherapeut hatte ich schon unzählige Klienten, die vehement an der bestehenden Beziehung festhielten. Festhielten, obwohl beide Partner todunglücklich waren. Und so unterschiedlich die Paare auch waren, ihre Beweggründe ähnelten sich sehr.
Angst vor Neuem und davor, zu versagen
Wenn es meinen inneren Frieden kostet, ist es zu teuer!
Da gibt es zum einen die Angst vor dem Unbekannten. Die Mehrheit meiner Klienten oder wahrscheinlich aller Menschen verharrt lieber in einer unglücklichen Situation, als sich dem neuen Unbekannten zu öffnen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, welches am liebsten in seiner Komfortzone bleibt, unabhängig von deren Behaglichkeit. Unser Fokus liegt nur auf dem, was wir verlieren könnten, den neuen Chancen schenken wir kaum Beachtung.
Ein weiterer Punkt ist, dass viele das Gefühl haben, zu versagen, wenn sie etwas oder jemanden loslassen. Das soll kein Plädoyer dafür sein, Dinge und Situationen vorschnell zu beenden. Doch es ist für unser seelisches, emotionales und physisches Wohl nicht gut, in etwas zu verharren, das uns herunterzieht. Viele von uns tragen den Glaubenssatz “Ich muss stark sein” in sich. Übertragen auf ungesunde Situationen heißt das, dass sie durch- und festhalten, obwohl es ihnen auf welche Art auch immer schadet.
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Christian Hemschemeier ist Paartherapeut in Hamburg und Experte in Sachen Dating, Partnerschaft und Liebe.
© Quelle: Privat/Patan
Meist stehen unsere negativen Glaubenssätze im Widerspruch zur Selbstliebe. Diese lässt uns nämlich ganz deutlich spüren, was gut oder eben schlecht für uns ist. Doch hier liegt die Krux. Die Selbstliebe meldet sich als feines, leises Gefühl. Negative Glaubenssätze sind meist laut und fühlen sich äußerst vertraut an. Klar, oft schleppen wir sie seit Jahren mit uns herum. In einem meist sehr lauten und hektischen Alltag der leisen Stimme zuzuhören ist nicht ganz einfach. Oft gelingt uns das erst dann, wenn wir am Ende unserer psychischen, physischen oder emotionalen Kräfte angelangt sind. Deshalb sollten wir uns immer und immer wieder sagen: “Wenn es meinen inneren Frieden kostet, ist es zu teuer!”
Vertrauen hilft beim Loslassen
Wollen wir unser Seelenwohl schützen, müssen wir uns von negativen Situationen und schädlichen Dingen distanzieren. Wir müssen sie loslassen! Dies geht auch einher mit einem gewissen Vertrauen. Ob das in Gott, das Universum oder in uns selbst ist, spielt eine untergeordnete Rolle.
Hilfreich fürs Loslassen können folgende Übungen sein: Wie sieht das Worst-Case-Szenario aus? Was kann im allerschlimmsten Fall passieren? Malen wir uns dies aus, bemerken wir direkt, dass es oft weniger schlimm ist, als wir dachten. Und es hat noch einen weiteren Vorteil. Wir können uns direkt überlegen, wie wir handeln, sollte dieser Fall dann wirklich eintreten. Zum anderen ist es hilfreich, sich Situationen ins Gedächtnis zu rufen, in denen wir schon mal losgelassen haben. Diese sollten wir ebenfalls mit dem dazugehörigen Ergebnis sowie dem damit einhergehenden Gefühl notieren. Denn dieses war meist leicht, unbeschwert und stärkend.
Nebenbei passiert beim Loslassen übrigens noch etwas anderes. Die ungesunden Situationen oder Beziehungen kosten meist enorm viel Kraft und Energie. Lassen wir los, sind wir schon nach kurzer Zeit voller neuer Lebensenergie. Diese wiederum können wir wunderbar in uns selbst, in einen neuen Job oder in eine erfüllende Beziehung investieren.
Der Autor und seine Kurse sind zu erreichen über www.liebeschip.de. Sein Buch “Der Liebescode” ist 2019 im Handel erschienen.