Wie wir lernen, zufriedener mit unserem Leben zu sein
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Glück kann man lernen, sagt Psychologe Christian Hemschemeier.
© Quelle: Ben Birchall/PA Wire/dpa
Kennen Sie auch diese Menschen, die immer zufrieden sind und eigentlich nie jammern? Gut, derzeit dürften es etwas weniger sein als sonst. Dennoch gibt es sie. Ich meine nicht die, die ein gekünsteltes Lachen im Gesicht tragen und uns die gute Laune nur vorspielen. Ich meine die ruhigeren, die in jeder Lebenslage zufrieden zu sein scheinen. Die, die auf die fast schon floskelartige Frage: „Wie geht’s dir?“ mit einem echten „Danke, mir geht’s gut“ antworten.
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Christian Hemschemeier ist Paartherapeut in Hamburg und Experte in Sachen Dating, Partnerschaft und Liebe.
© Quelle: Privat/Patan
Solche Menschen sind vor allem jetzt in dieser überaus turbulenten und nervenaufreibenden Zeit unheimlich wertvoll. Glücklicherweise habe ich einige von ihnen in meinem näheren Umfeld. Generell führen solche Menschen auch gute, erfüllende Beziehungen. Das liegt vermutlich daran, dass sie Themen und Probleme in der Partnerschaft direkt ansprechen und frühzeitig versuchen, sie zu lösen. Gelingt ihnen dies nicht, sind sie auch bereit, mich oder einen meiner Kollegen aufzusuchen. Definitiv gehören sie aber nicht zu der Fraktion, die sich in einer unglücklichen und unguten Verbindung zu lange aufhalten. Denn ihnen scheint ihr eigenes Seelenwohl sehr wichtig zu sein. Ich bin mir sicher, dass dies ein wichtiger Faktor für ihre zufriedene Grundstimmung ist.
Ein sonniges Gemüt ist harte Arbeit
Nun könnten wir uns ernüchternd abwenden und frustriert sein, dass wir kein ebenso sonniges Gemüt haben. Doch ich verrate Ihnen ein Geheimnis. Den meisten dieser Menschen ist dies nicht zugeflogen. Sondern es ist harte Arbeit. Das heißt aber auch, dass es für uns alle zugänglich ist. Die Frage ist nur, wie. An dieser Stelle möchte ich gern Erich Fromm zitieren: „Glück ist kein Geschenk des Himmels, sondern das Ergebnis deiner inneren Einstellung.“
Dies hat jedoch nichts oder nur sehr wenig mit „positivem Denken“ zu tun. Sondern eben mit der ganz persönlichen inneren Einstellung. Natürlich gibt es derzeit jede Menge Themen, über die wir uns aufregen können. Seien es die Verordnungen, die Menschen, die sich nicht daran halten wollen, oder aber die, die sie hinnehmen. Egal zu welcher Fraktion wir gehören, über was wir uns ärgern oder mit wem wir uns streiten: Das alles ist nicht hilfreich. Weder für die Gesamtsituation noch für unsere ganz persönliche.
Positive Dinge aufschreiben
Viel hilfreicher ist es, wenn wir unseren Fokus auf die guten Dinge in unserem Leben lenken. Und diese gibt es, wir müssen ihnen nur Beachtung schenken. Das kann der erste Schnee, eine leckere Mahlzeit, ein erheiterndes Telefonat mit Freunden, ein schöner Spaziergang mit dem Partner oder das Lachen der eigenen Kinder sein. Ich bin mir sicher, dass ihr mindestens 20 positive Dinge aufschreiben könnt. Das fällt euch schwer? Ja, ich weiß. Eine positive Grundeinstellung und das Lenken des eigenen Fokus ist harte Arbeit. Aber sie lohnt sich!
Hierbei geht es nicht darum, die Realität zu verleugnen und die Augen davor zu verschließen. Nein, es geht vielmehr darum, unseren Fokus zu drehen und uns an den schönen Dingen zu erfreuen. Dadurch haben wir bessere Laune und eine positivere Energie, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf andere ansteckend wirkt. Und ganz plötzlich gehören wir zu den Menschen, die wir sonst bewundern.
Es ist erstaunlich, wie sehr sich die Welt im Außen verändert, wenn wir etwas in uns selbst verändern. Momentan haben wir viel mehr Zeit als üblich. Super Voraussetzungen also, um genau das einmal zu testen. Viel Freude dabei!
Der Autor und seine Kurse sind zu erreichen über www.liebeschip.de. Sein Buch „Der Liebescode“ ist 2019 im Handel erschienen.