Zahl der Flugzeugunfälle mit Säugetieren steigt

Ein Flugzeug einer Regionalfluggesellschaft startet vom Bodensee-Airport in Friedrichshafen aus. Auch in Deutschland sterben jährlich Säugetiere bei Unfällen mit Flugzeugen.

Ein Flugzeug einer Regionalfluggesellschaft startet vom Bodensee-Airport in Friedrichshafen aus. Auch in Deutschland sterben jährlich Säugetiere bei Unfällen mit Flugzeugen.

Cork. Kollisionen zwischen Flugzeugen und Tieren betreffen zwar meist Vögel – aber die Zahl der Unfälle mit Säugetieren steigt deutlich. Das berichten Wissenschaftler im Fachblatt „Mammal Review“ nach der Auswertung von Daten aus sechs Ländern, darunter Deutschland. Besonders gefährlich für die Tiere sind demnach die Landungen der Maschinen. Flugzeuginsassen sind dem Bericht zufolge durch Säugetiere kaum gefährdet.

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Wildtierschlag verursache jährlich weltweite Kosten in Höhe von 2 Milliarden US-Dollar (knapp 1,7 Milliarden Euro), schätzt der Verband für biologische Flugsicherheit (DAVVL). In den USA sind Vögel an 95 Prozent solcher Vorfälle beteiligt. Für internationales Aufsehen sorgte 2009 die Notlandung eines Passagierflugzeugs nach einem Vogelschlag auf dem Hudson River bei New York. Damals überlebten alle Insassen der Maschine.

Kollisionen mit Säugetieren oft bei der Landung

Über Kollisionen mit anderen Tiergruppen war bislang wenig bekannt. Das Team um die Ökologin Samantha Ball vom irischen University College Cork konzentrierte sich nun auf Säugetiere. Es gebe Hinweise darauf, dass nicht nur die Gesamtzahl der Wildtierschläge in den vergangenen Jahren zugenommen habe, sondern auch die Beteiligung von Säugern. Ball und ihre Kollegen analysierten Daten der nationalen Luftfahrtbehörden von Australien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Großbritannien und den USA. Das Ergebnis: Zu Säugetierkollisionen kam es gehäuft bei der Landung von Flugzeugen, seltener beim Start. Dies hänge unter anderem damit zusammen, dass Flugzeuge beim Landen weniger laut seien – und daher seltener rechtzeitig bemerkt würden.

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Für die sechs untersuchten Länder ergab die Analyse, dass in Deutschland, Großbritannien und Kanada vor allem die Familien der Hasen (Leporidae) und Hunde (Canidae), zu der etwa Füchse zählen, betroffen sind. Insgesamt wurden in Deutschland von 2010 bis 2017 demnach 140 solche Vorfälle mit fünf Säugetierfamilien erfasst – darunter vereinzelt Hirsche (Cervidae) und Rinderartige (Bovidae). Allerdings stellten Hasen mit 79 Prozent der Kollisionen und Hundeartige mit 16 Prozent den Großteil der betroffenen Säuger. Knapp zwei Drittel (63 Prozent) der bundesweiten Unfälle erfolgten nachts. Interessant ist die zeitliche Entwicklung: Die Zahl der Säugetierkollisionen stieg zwischen 2010 und 2017 um durchschnittlich 68 Prozent pro Jahr. Allerdings würden in Deutschland nur umgekommene Säuger ab der Größe von Wildkaninchen registriert, räumt das Team ein.

Verletzungen bei Menschen äußerst selten

In Australien gab es viele Zusammenstöße mit Fledermäusen, in den USA mit Fledermäusen und Hirschen (Cervidae). Je nach Land lag der durchschnittliche jährliche Säugetierschlag zwischen 1,2 und 38,7 pro Million Flugbewegungen, wobei als Flugbewegung jeweils der Start und die Landung einer Maschine gelten. In Deutschland lag der Mittelwert mit 3,6 niedrig.

Die Autoren schreiben, dass die steigende Zahl erfasster Kollisionen auch Resultat einer besseren Dokumentation sein könnte. Zudem dürfte die Zunahme des Luftverkehrs eine Rolle spielen. Verletzungen bei Menschen sind demnach äußerst selten: Die Behörden in den USA und Australien registrierten den Forschern zufolge insgesamt 25 Verletzte und einen Todesfall. Autorin Ball fasst zusammen: „Da sich Wildtierschläge auf alles auswirken können, von der Sicherheit der Passagiere über die Wirtschaftlichkeit der Fluggesellschaften bis hin zum lokalen Naturschutz, ist das Verständnis der Arten und Ökologie der lokalen Fauna an einem Flugplatz entscheidend für eine effektive Bekämpfung derartiger Vorfälle.“

RND/dpa

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