Zur Zeit der Dinosaurier gab es Veggie-Krokodile
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Hauptautor der Studie Keegan Melstrom hat mithilfe von 3D-Druckern Zähnen von ausgestorbenen Krokodilen rekonstruiert. Foto: NHMU
© Quelle: dpa/NHMU
Salt Lake City. Nicht alle Krokodile der Vorzeit waren gefährliche Räuber. Einige der Verwandten heute lebender Arten ernährten sich sogar ausschließlich von Pflanzen. Das haben zwei US-Forscher anhand von Zahnanalysen herausgefunden. Mindestens drei Mal haben sich demnach unabhängig voneinander vegetarische Arten entwickelt, wie das Team im Journal "Current Biology" berichtet.
Das Interessanteste der Studie sei gewesen, wie viele ausgestorbene Krokodile Pflanzen gefressen hatten, sagte Autor Keegan Melstrom von der University of Utah in Salt Lake City nach einer Mitteilung des Verlages Cell Press. „Komplexe Zähne, aus denen wir auf Vegetarier schlossen, fanden sich bei den ausgestorbenen Verwandten mindestens drei Mal, eventuell sogar sechs Mal allein in unserem Datenmaterial.“ Insgesamt hatte das Team für die Studie 146 Zähne von 16 unterschiedlichen, ausgestorbenen Krokodilen untersucht.
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Rekonstruktionen ausgestorbener Krokodile. Unterschiede in der Zahnform hängen mit Unterschieden in der Ernährung zusammen.
Zähne gaben Hinweise auf das Fressverhalten
Pflanzen fressende Tiere erschienen demnach recht früh in der Evolution der Krokodile – schon kurz nach dem Massenaussterben vor 252 Millionen Jahren – und lebten bis zum Massenaussterben vor 65 Millionen Jahren, das auch die Dinosaurier auslöschte.
Die Vegetarier waren typischerweise relativ klein mit einem Kopf unter 20 Zentimeter Länge. Das kleinste Tier der Studie war Vegetarier und hatte eine gesamte Körperlänge von 40 Zentimetern. Das größte Veggie-Krokodil war 1,5 Meter lang.
Alle heutigen Krokodilarten sind Fleischfresser und haben einen ähnlichen Körperbau, der das Leben im Wasser und an Land ermöglicht. Ihre Zähne sind relativ einfach gebaut und spitz zulaufend. „Fleischfresser besitzen einfache Zähne, Pflanzenfresser dagegen eher komplexere“, sagte Melstrom. Allesfresser hätten eine Mischform davon. Dieses Muster gelte für viele derzeitige Reptilien und auch für Säugetiere. Daher könne man von den Zähnen auch auf das Fressverhalten von ausgestorbenen Tieren schließen.
Fleisch- und Pflanzenfresser lebten zusammen
„Unsere Arbeit zeigt, dass ausgestorbene Krokodilformen eine unglaublich abwechslungsreiche Nahrung hatten“, sagte Melstrom. Einige seien wie heutige Krokodile Fleischfresser gewesen, andere Allesfresser und wieder andere seien auf Pflanzen spezialisiert gewesen. „Die Pflanzenfresser lebten auf verschiedenen Kontinenten, zu verschiedenen Zeiten und manche zusammen mit Säugetieren und Säugetierverwandten und andere nicht.“
Die ausgestorbenen Krokodile hatten damit nach Angaben der Forscher ein viel größeres Nahrungsspektrum als die heutigen und seien in verschiedenen Lebensräumen auch neben damaligen frühen Säugetieren erfolgreich gewesen.
Auch wenn heute alle Krokodile vor allem Fleisch fressen, gibt es früheren Studien zufolge viele Arten, die geringe Mengen an Pflanzenmaterial, vor allem Obst und Samen, verspeisen. Einige Mississippi-Alligatoren seien in einer älteren Untersuchung über Monate hinweg vegetarisch ernährt worden, ohne negative Effekte zu zeigen, schreiben die Forscher. Diese Flexibilität hätten vermutlich noch weitere heutige Krokodile.
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Von RND/dpa