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Wetter in Deutschland

Sonnenscheindauer: Ist es im Süden Deutschlands grundsätzlich sonniger als im Norden?

Strahlender Sonnenschein auf der Nordseeinsel Föhr: Vor allem an der Küste scheint in Norddeutschland häufig die Sonne.

Strahlender Sonnenschein auf der Nordseeinsel Föhr: Vor allem an der Küste scheint in Norddeutschland häufig die Sonne.

In München genießen die Gäste auf der Außenterrasse einen Kaffee in der Sonne. In Hamburg hingegen ist der Himmel wolkenverhangen. Ein roter Regenschirm, eine gelbe Jacke – die Farbtupfer fallen im einheitlichen Grau umso mehr auf. Solche Szenen kommen uns bekannt vor. Im Süden, so lautet eine allgemeine Annahme, scheint die Sonne einfach mehr als im Norden. Doch stimmt das wirklich?

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Ein Blick auf die Wetterdaten zeigt, dass die Sonne im vergangenen Jahr in München tatsächlich mehr geschienen hat als in Hamburg. Die bayerische Landeshauptstadt kam den Angaben des Wetterkontors zufolge auf 1992,6 Stunden – die norddeutsche Großstadt hingegen nur auf 1489,8 Stunden. Auch in den Vorjahren schien in München die Sonne stets mehr als in Hamburg. Aber liegt das daran, dass München südlicher liegt?

Breitengrad spielt keine Rolle

Tatsächlich hat der Breitengrad keine Auswirkung auf die Sonnenscheindauer in Deutschland. Theoretisch würde die Sonne sogar im Norden minimal mehr scheinen als im Süden, erklärt der Hamburger Meteorologe und Wettermoderator Frank Böttcher. Am Äquator betrage die maximale theoretische Sonnenscheindauer 4422 Stundenstunden, am nördlichen Polarkreis 4647 Stunden. Innerhalb Deutschlands seien die Unterschiede aber so gering, dass sie nicht von Relevanz seien. „Lokale Effekte überwiegen da.“ Hier spielen etwa Wolken und Smog, aber auch Berge, die einen Ort im Schatten liegen lassen, eine Rolle.

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In Süddeutschland herrsche generell ein kontinentaleres Klima, erklärt Böttcher. Das Meer ist dort weiter weg. Deshalb sei es dort im Sommer schneller warm, was wiederum einen höheren Luftdruck begünstige. Die Folge: weniger Wolken, mehr Sonne. Hinzu kommt die Nähe zu den Alpen. „Die Alpen sind eine große Föhnmaschine“, sagt Böttcher.

Unter Föhn versteht man einen trockenen Wind, der meistens damit einhergeht, dass Wolken sich auflösen. Es verwundert deshalb kaum, dass 2021 auch der Ort mit den meisten Sonnenstunden ein süddeutscher war: In Leutkirch im Allgäu schien die Sonne 2043,5 Stunden. Auf Leutkirch folgen weitere Städte in Süddeutschland.

Viel Sonne auch im Norden

Zwischen all den bayerischen und baden-württembergischen Orten befindet sich jedoch mit 1890 Stunden auch das Kap Arkona auf der Insel Rügen – eine der nördlichsten Ecken Deutschlands. Auch weitere Küstenorte finden sich im oberen Teil der Liste. Am Leuchtturm Kiel: 1838,8 Stunden, in Rostock: 1756 Stunden. Bei der Sonnenscheindauer seien „einige Nord- und Ostseeinseln absolute Spitzenreiter“, sagt Böttcher.

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Für die vielen Sonnenstunden im Norden hat der Wetterexperte zwei Erklärungen: Einerseits sorge trockene Kaltluft aus Skandinavien dafür, dass sich keine Wolken bildeten. Andererseits sei die Lage am Wasser vorteilhaft. Denn durch die glatte Oberfläche des Wassers bewegten sich Tiefausläufer schneller fort, erklärt Böttcher. Unter Tiefausläufer versteht man die Grenze zwischen zwei Luftmassen, an der sich häufig viele Wolken bilden.

Mitteldeutschland mit wenig Sonnenstunden

In Mitteldeutschland hingegen sorge das Mittelgebirge dafür, dass Wolken länger hängen blieben. Die Oberfläche der Landschaft sei deutlich rauer als das Wasser an der Küste, erklärt Böttcher. Das erklärt, warum beispielsweise in Kassel die Sonnenscheindauer im Jahr 2021 laut Wetterkontor nur 1509,4 Stunden betrug – und damit deutlich weniger als in Orten an der Küste oder nahe den Alpen.

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