Rechte werden einklagbar

Mittelmeerlagune in Spanien erhält als erstes Ökosystem Europas eine Rechtspersönlichkeit

Tote Fische liegen am Strand am Mar Menor. Europas größte Salzwasserlagune im Südosten des Landes steht Experten und Anwohnern zufolge vor dem Kollaps.

Tote Fische liegen am Strand am Mar Menor. Europas größte Salzwasserlagune im Südosten des Landes steht Experten und Anwohnern zufolge vor dem Kollaps.

Madrid. Als erstes Ökosystem Europas hat die stark belastete Salzwasserlagune Mar Menor (Kleineres Meer) an der spanischen Mittelmeerküste eine eigene Rechtspersönlichkeit mit einklagbaren Rechten erhalten. Das beschloss der Senat in Madrid mit großer Mehrheit, nachdem im April schon das Abgeordnetenhaus zugestimmt hatte. Nur die rechtspopulistische Partei Vox stimmte am Mittwoch wie schon im April dagegen.

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Mit dem Abschluss des Gesetzgebungsverfahren und der Veröffentlichung im Gesetzesblatt kann nun jeder Bürger - auch wenn er nicht selbst betroffen ist - die Justiz wegen einer vermuteten Verletzung von Rechten der größten Salzwasserlagune Europas anrufen. Dabei geht es um den Schutz der Lagune als Ökosystem. Ein Komitee aus sechs Vertretern der Behörden und sieben der Gesellschaft soll den Schutz, den Erhalt und die Gesundung der Lagune überwachen.

Protestierende bilden Ende August eine Menschenkette um auf die Umweltschäden am Mar Menor aufmerksam zu machen.

Protestierende bilden Ende August eine Menschenkette um auf die Umweltschäden am Mar Menor aufmerksam zu machen.

Der Beschluss geht auf ein in der spanischen Verfassung verankertes Bürgerrecht auf Auslösung eines Gesetzgebungsverfahrens zurück. Dazu müssen mindestens 500.000 Unterschriften gesammelt werden. Für die Initiative hatten mehr als 640.000 Menschen unterschrieben.

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Landwirtschaft, Minenbau und Tourismus gefährden das Gewässer

Das flache Mar Menor wird seit Jahrzehnten vor allem durch intensive Landwirtschaft, aber auch Minenbetriebe und Tourismus gefährdet. Überdüngung fördert das Algenwachstum. Besonders bei Hitzewellen kann es durch Sauerstoffmangel zu einem Massensterben von Fischen und anderen Wassertieren kommen. Während des ungewöhnlich heißen Sommers in Spanien und weiten Teilen Europas war die Wassertemperatur im Mar Menor im August auf mehr als 31 Grad gestiegen. Umweltschützer und Fischer holten in diesem Jahr mehr als 14.000 Tonnen Biomasse aus der Lagune.

Zuletzt war das Mar Menor im August 2021 umgekippt, als nach Tagen mit Lufttemperaturen von 40 Grad fünf Tonnen toter Tiere aus dem Wasser geholt wurden. 70.000 Menschen hatten daraufhin eine 73 Kilometer lange Menschenkette rund um die Lagune gebildet.

Der Umwelt eigene, einklagbare Rechte zuzuerkennen sei eine „Revolution, die dem derzeitigen Wirtschaftssystem, das den Planeten zerstört, Grenzen setzen wird“, sagte die Philosophieprofessorin der Universität Murcia, Teresa Vicente, im April.

RND/dpa

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