Besorgniserregende Studiendaten aus der Antarktis

„Weltuntergangsgletscher“ hält sich „nur noch mit den Fingernägeln fest“

Das Forschungsschiff „R/V Nathaniel B. Palmer“ an der Eisfront des Thwaites-Gletschers. Der gigantische Gletscher in der Antarktis droht einer Studie zufolge schneller abzuschmelzen, als bisher angenommen wurde – was zu einem dramatischen Anstieg des Meeresspiegels führen könnte.

Das Forschungsschiff „R/V Nathaniel B. Palmer“ an der Eisfront des Thwaites-Gletschers. Der gigantische Gletscher in der Antarktis droht einer Studie zufolge schneller abzuschmelzen, als bisher angenommen wurde – was zu einem dramatischen Anstieg des Meeresspiegels führen könnte.

Der Thwaites-Gletscher hat sich seinen Spitznamen „Weltuntergangs­gletscher“ nicht ohne Grund erworben. Rutscht der Gletscher in der Westantarktis ins Meer, hat dies Folgen für die gesamte Welt. Etliche Küstenstädte könnten überfluten, ganze Länder unbewohnbar werden. Forscher beobachten die Entwicklungen am „Doomsday Glacier“ deswegen seit Jahren mit Sorge.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im Fachmagazin „Nature Geoscience“, zeigt nun, wie schnell die Schmelze in den vergangenen Jahren vorangeschritten ist. „Der Thwaites hält sich inzwischen wirklich nur noch mit seinen Fingernägeln fest“, sagte Robert Larter, ein Meeresgeophysiker der British Antarctic Survey und Mitautor der Studie. Sobald der Gletscher einen bestimmten Punkt überschreite und sich über einen flachen Grat in seinem Bett zurückziehe, habe er das Potenzial, noch schneller als bisher schon zu schrumpfen. „Wir sollten in Zukunft mit großen Veränderungen in kleinen Zeiträumen rechnen – sogar von einem Jahr zum nächsten“, warnte der Forscher.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Spotify Ltd., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Eisschilde: keine träge Reaktion

Das internationale Team, das an der im September veröffentlichten Studie arbeitete, reiste Anfang 2019 mit dem Eisbrecher „Nathaniel B. Palmer“ in die Antarktis. Eine 20-stündige Mission, die von einem autonomen Unterwasserfahrzeug ausgeführt wurde, erhob dabei geophysikalische Daten für einen etwa 13 Quadratkilometer großen Bereich. Die Wissenschaftler kartierten dabei einen kritischen Bereich vor dem Gletscher. Dieser gibt Einblick, wie schnell sich der Thwaites in der Vergangenheit zurückgezogen hat.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, Inc., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass der Thwaites-Gletscher anfällig für einen schnellen Rückzug ist. So hatte sich der vordere Teil des Gletschers in den vergangenen zwei Jahrhunderten irgendwann vom Meeresboden abgelöst. Danach schrumpfte er dann um 2,1 Kilometer pro Jahr. Letzeres ist etwa doppelt so viel wie die Rate, die Satellitendaten aus den Jahren 2011 bis 2019 dokumentierten. Alastair Graham, ein Forscher der University of Florida, der die Studie leitete, sagte, dass dies die zuvor gehegte Hoffnung zunichtemache, dass die antarktischen Eisschilde träge und langsam auf Klimaveränderungen reagieren würden. „Nur ein kleiner Kick könnte beim Thwaites zu einer großen Reaktion führen“, sagte der Wissenschaftler.

Welche Rolle spielt der Klimawandel?

Der Thwaites-Gletscher gilt als der verwundbarste Punkt der Antarktis. Bereits 2020 berichtete Keith Nicholls, ein Experte der British Antarctic Survey, der ebenfalls ein Auge auf den Gletscher hält, wie das Eis dort immer brüchiger wird. „Momentan verliert der Gletscher jedes Jahr ungefähr 50 Milliarden Tonnen mehr, als er durch Schneefall wieder gewinnt“, berichtete der Forscher. Das verlorene Eis schmilzt im Meer und lässt den Meeresspiegel global ansteigen. Schon heute trägt der Gletscher rund 4 Prozent pro Jahr zum Meeresspiegelanstieg bei.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Klimawandel spielt dabei eine Rolle, doch welche genau, lässt sich schwer sagen. „Wir wissen, dass sich das Klima ändert, und wir wissen, dass der Gletscher Eis an den Ozean verliert“, sagte der britische Forscher. „Aber die Verbindung zwischen beidem ist ziemlich kompliziert.“ Sicher habe der wärmere Ozean aber dazu beigetragen, dass das Schelfeis in den letzten Jahrzehnten schneller geschmolzen sei.

Städte wie Hamburg wären unter Wasser

Auch andere Gletscher sind bereits ins Meer abgestürzt. Ein Kollaps des Thwaites-Gletschers wäre allerdings besonders gefährlich, da er das Potenzial hat, die Erde, wie wir sie kennen, massiv zu verändern. Denn der Verlust des Gletschers, der mit 192.000 Quadratkilometern fast so groß wie Großbritannien ist, würde den Meeresspiegel global um etwa 65 Zentimeter ansteigen lassen, erklärte Nicholls. „Und das Risiko, dass dann noch weitaus mehr folgt, ist durchaus real.“ Denn ein Kollaps des Kolosses könnte den gesamten westantarktischen Eisschild destabilisieren.

Schmilzt dieser in der Folge ebenfalls, so stiege der Meeresspiegel gar um zwei bis drei Meter an. Städte wie San Francisco, New York, Miami, London, Jakarta oder Hamburg würden überfluten werden. Für einige Pazifikstaaten wie Kiribati oder tief liegende Länder wie die Niederlande oder Bangladesch wären die Folgen ebenfalls katastrophal.

Mehr aus Wissen

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken