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Vor Jahrtausenden verwildert

Zwischen Wolf und Haushund: Studie erforscht Abstammung der australischen Dingos

Die Geschichte des Dingos ist nicht abschließend geklärt – ebenso wenig wie sein Verwandt­schafts­verhältnis zu Wolf und Haushund.

Die Geschichte des Dingos ist nicht abschließend geklärt – ebenso wenig wie sein Verwandt­schafts­verhältnis zu Wolf und Haushund.

Melbourne. Sie kamen zusammen mit Menschen übers Meer und verwilderten später: Eine Genomanalyse gibt Einblick in das Verwandt­schafts­verhältnis zwischen australischem Dingo, Haushund und Wolf. Die im Fachblatt „Science Advances“ veröffentlichte Studie zeigt vor allem, wie die besonderen Lebens­bedingungen in Australien über Jahr­tausende das Erbgut des Dingos geprägt haben.

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Forschende verglichen Genom­sequenzen

Die Geschichte des Dingos ist nicht abschließend geklärt – ebenso wenig wie sein Verwandt­schafts­verhältnis zu Wolf und Haushund. Doch Experten gehen davon aus, dass Dingos vor 5000 bis 8500 Jahren als Begleiter von Menschen nach Australien kamen. In den folgenden Jahr­tausenden verwilderten die Hunde, sie ernähren sich vor allem von Beuteltieren und Reptilien. Moderne Hunde kamen erst ab 1788 nach Australien und vermischten sich teilweise mit Dingos.

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Das Team um William Ballard von der University of Melbourne sequenzierte nun das Genom eines reinen Dingos und verglich es mit dem eines Wolfes aus Grönland (Canbis lupus orion) sowie mit fünf Haus­hund­rassen (Canis lupus familiaris): dem sehr ursprüng­lichen Basenji sowie mit Boxer, Labrador Retriever, Dänischer Dogge und Deutschem Schäferhund.

Große Ähnlichkeit mit dem Deutschen Schäferhund

Der Abgleich ergab, dass Dingos dem Wolf ferner stehen als den Haushunden, mit denen etwa 99,4 Prozent ihres Genoms überein­stimmt. Die größte Ähnlichkeit fanden die Forscher mit dem Deutschen Schäferhund. Vom Erbgut her nehmen Dingos den Forschern zufolge eine Zwischen­stellung zwischen Wolf und heutigen Hunderassen ein.

Das zeigt sich vor allem am Gen für das in der Bauch­speichel­drüse gebildete Enzym Amylase, das Stärke spaltet. Während Haushunde durch den engen Kontakt mit dem Menschen regelmäßig solche Kohlenhydrate verzehrten, war dies bei Dingos nicht der Fall. „Ein reiner Dingo hat nur eine Kopie des Amylasegens, wohingegen Haushunde mehrere Kopien haben“, sagt Studienleiter Ballard. „Wir zeigen, dass dies das Mikrobiom im Darm beeinflusst.“

Unterschiede bei Bakterien im Darm

Ein Ernährungsversuch an Dingos und Deutschen Schäferhunden ergab auffällige Veränderungen: So hatten Dingos im Blutserum geringere Amylasewerte. Dagegen hatten sie im Vergleich zu Haushunden erhöhte Werte von Cholesterin und Lipoprotein LDL – beides schütze beim Menschen vor Infektionen, schreibt das Team. Zudem weisen Dingos verringerte Werte für zwei Gallensäuren auf und im Darm eine andere Zusammen­setzung von Bakterien­familien.

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„Unsere Studie stärkt die Sicht, dass sich das Dingogenom strukturell und evolutionär von Haus­hund­rassen unterscheidet, was sich mit funktionellen Unterschieden im Ökosystem erklären lässt“, schreibt das Team. Mit ihrer Nahrung aus Beuteltieren und Reptilien nähmen Dingos viel Protein, aber nur wenig Kohlenhydrate und Fett auf.

Die Entwicklung der Haushunde dagegen sei geprägt durch eine stärke- und fettreiche Ernährung sowie insbesondere in den letzten beiden Jahrhunderten durch die Auswahl bestimmter Eigenschaften bei der Zucht durch den Menschen.

RND/dpa

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